CSS Astronomie Praxis Essays Sichtungen FAQ  

  Sucher Tagebuch Fringekiller Astrodenglisch Seitenlink45 Seitenlink46 Seitenlink47 Seitenlink48  

Der Fringe-Killer

Ein Filter im Test

Was ist ein Fringe-Killer? Das wurde ich noch am selben Tag gefragt, als ich mir diesen Einschraubfilter auf dem ATT kaufte. Nun, wir leben im Deutschland des 21. Jahrhunderts, wo man mindestens jedes dritte Wort englisch aussprechen muss um ernstgenommen zu werden. Übersetzen wir es: „Fringe“ (Farbsaum) und „Killer“ (Töter). „Farbsaum-Töter“. Da klingt Minus-Violett-Filter doch viel freundlicher. Doch im Gegensatz zum Minus-Violett-Filter reduziert der Fringe-Killer nicht nur den violetten Farbfehler, sondern kümmert sich gleichzeitig auch um den roten Farbsaum, „ohne jedoch den Farbeindruck des Bildes unzulässig zu ändern“, wie es bei Baader heißt. 

Da mein TS-Refraktor 150/1200 mm ein kurzbauender Fraunhofer-Achromat ist, schien mir der Fringe-Killer einen Versuch wert. Nun wird der eine oder andere abwinken und sagen: „Du mit deinem trödeligen Refraktor, koof dich doch’n Newton, der schiebt deine Chinarolle in den Dreck, weil, Fraunhofer kannste knicken, und überhaupt...“. Schon klar. Hier geht es jetzt aber um kurze Fraunhofer, und alle Kinder, die lieber mit was anderem spielen wollen, die dürfen jetzt aufstehen und nach draußen gehen.

Den Test habe ich folgendermaßen angelegt: Zuerst wollte ich prüfen, wie stark der Fringe-Killer (FK) den Farbfehler ausmerzt, und zwar im Vergleich zum Williams Minus-Violett-Filter (MV). Dabei wollte ich auch wissen, inwieweit der Farbeindruck des Bildes beeinflusst wird. Hierzu muss man sagen, dass das Bild in den kurzen Fraunhofern ohnehin nicht farbneutral, sondern deutlich „aufgewärmt“, eben rotstichig, ist. Als Okulare nahm ich die Kasai Orthos 9 mm und 5 mm.

Prüfobjekt am Himmel war Jupiter. Zuerst genoss ich ihn einige Minuten lang ungefiltert, einerseits um die aktuellen Sichtbedingungen abzuschätzen, andererseits um den natürlichen Farbfehler des Refraktors zu bewerten. Der Rotschleier ist ohnehin nicht sehr auffällig. Da stört schon eher der gelbe Farbsaum. Was jedoch unübersehbar ist, ist der große violette Schleier, der einen richtigen „Hof“ um Jupiter bildet. Dennoch ist der Violettschleier an diesem Fraunhofer-Exemplar deutlich geringer als am 6“-Celestron, den ich vorher mal besaß.

Ich benutze bei der Planetenbeobachtung immer eine 2“-Steckhülse mit Klemmung für 1-1/4“-Okulare. Die Hülse hat ein 2“-Filtergewinde, in dem dann der MV-Filter oder FK steckt. Auf diese Weise kann der Okularwechsel ganz bequem ohne Filterwechsel erfolgen.

Was bewirkten die beiden Filter also nun?

Zuerst der FK: Er bewirkte eine deutliche Reduzierung des Violettschleiers und hebte gleichzeitig, was mich überraschte, den Bildkontrast merklich an. Die Wolkenbänder auf Jupiter stachen vergleichsweise richtig ins Auge, was vermutlich auch auf den durch den Filter abgeblockten Rotanteil zurückzuführen ist. Gleichzeitig legte der FK aber auch einen ganz leichten Grünstich über das Bild.

Dann der MV: Seine Reduzierung des Violettschleiers war noch stärker als die des FK. Der Schleier war bei Blick entlang der optischen Achse fast nicht mehr sichtbar. Am Kontrast änderte er aber nichts. Auch der MV verursachte eine Veränderung der Bildfarben, jedoch nur ganz minimal (noch zarter als der FK) in Richtung gelb.

Danach ein verrücktes Experiment: Ich schraubte FK und MV zusammen in die Steckhülse. Nun war der Farbschleier weg, doch das Bild war gleichzeitig beinahe so golden wie im bekannten „Kontrast-Booster“.

Das brachte mich auf die Idee, den FK bzw. den MV mal mit einem Blaufilter zu kombinieren. Die Idee war, die „aufgewärmten“ Bilder des Achromaten wieder „abzukühlen“, wie man es ja auch mit Konversionsfiltern in der Fotografie macht. Das gelang auch einigermaßen. Der Farbeindruck wurde in der Tat wesentlich realistischer, wenn ich ein Blaufilter ins Okular schraubte, wobei auch hier, insbesondere in Kombination mit dem FK, nochmals eine Kontrastverbesserung eintrat. Gleichzeitig bekam die Jupiterscheibe jedoch wieder einen etwas stärkeren blauen Saum, und das wäre damit der Wermutstropfen eines an sich recht gelungenen Experiments. Es wäre auch anzumerken, dass freilich keiner meiner Blaufilter hundertprozentig zur vorhandenen Rötung des Bildes passte, so dass es auch nicht zu einer perfekten, neutralen Farbwiedergabe kam.

Fazit: Der Fringe-Killer reduziert den Violettschleier nicht so effizient wie der Minus-Violett-Filter, doch dafür verbessert er merklich den Bildkontrast, was der MV-Filter wiederum nicht tut. Während der MV-Filter die Farben zart „anwärmt“, bewirkt der Fringe-Killer einen leichten Grünstich. Die Kontrastanhebung ist ohne Zweifel ein Pluspunkt des FK, doch wem es nur um die Reduzierung des Violettschleiers geht, der wäre mit dem Minus-Violett-Filter besser beraten.

 

Home

Kontakt

DSGVO

Impressum