Dr. Carl Edward Sagan
*9.11.1934 – †20.12.1996
Ein
bedeutender Astronom des 20. Jahrhunderts
„Der Kosmos ist
alles, was ist oder je war oder je sein wird.“ Dies ist der erste Satz
des ersten Kapitels aus dem Buch „Unser Kosmos“ von Carl Sagan, und es
sind gleichermaßen die einleitenden Worte aus der gleichnamigen
Fernsehserie, die in den frühen Achtziger Jahren leidlich synchronisiert
im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Erinnern Sie sich mit mir, wie sehr wir
diese Fernsehserie geliebt haben, wie uns ein Prickeln über den Rücken
lief, wenn zu Vangelis’ „Heaven and Hell“ dieser wundervolle Vorspann
begann, und welche Katastrophe es war, wenn unsere Fernsehwünsche
Dienstags Abends mit denen unserer Eltern kollidierten. Ich war damals
dreizehn Jahre alt. Meine Liebe zur Astronomie war zwar längst
vorhanden, doch zu dieser Zeit befand sie sich in einem Stadium des
Aufloderns. Carl Sagans Ausführungen beeindruckten mich schon in diesen
meinen jungen Jahren, auch wenn ich so einiges noch nicht verstand. Im
Laufe der Jahre las ich das Buch „Unser Kosmos“ mehr als einmal, und mit jedem
Mal, da ich mehr verstand, wuchs meine Bewunderung für diesen
sympathischen und intelligenten Menschen. Weitere Werke von ihm fanden
sich bald in meinem Bücherregal ein. Carl Sagan wurde sozusagen mein
Mentor in der Astronomie, Kosmologie und Philosophie. Wie bestürzt war
ich, als ich von seinem Tod im Dezember 1996 erfuhr.
Carl
Sagan wurde am 9. November 1934 in Brooklyn geboren. Als Kind schaute er
zum Himmel auf und wunderte sich über die Sterne. In jenem Augenblick
war wohl der Wissenschaftler Carl Sagan geboren worden, und es begann
sein Weg des immer neue Fragen stellenden Forschens nach dem, was unser
Kosmos eigentlich ist. Er wollte wissen, was die Sterne waren und wandte
sich mit dieser Frage an andere Kinder und Erwachsene. Manche sagten
ihm, die Sterne seien einfach „Lichter am Himmel“. Das konnte er
natürlich selber sehen. Doch was genau waren die Sterne? Er beschloss,
die örtliche Bibliothek aufzusuchen. Er fragte die Bibliothekarin nach
Büchern über „Stars“, wie Sterne auf englisch heißen. Die Bibliothekarin
gab ihm einige Bücher über Filmstars. Nachdem der junge Mann ihr
klargemacht hatte, dass er Bücher über „richtige Sterne“ suchte, brachte
sie ihm ein anderes Buch, nämlich eins über Astronomie. Aufgeregt
öffnete er das Buch und las. Er las, bis er die Antwort fand. In dem
Buch stand, dass die Sterne Sonnen sind wie die unsere, bloß sind sie
weiter weg, so dass sie nur kleine Punkte am Himmel darstellen. Und
unsere Sonne ist nur deshalb so hell, weil sie uns viel näher steht als
die Sterne. Nun fragte sich Carl Sagan: Wenn man unsere Sonne so weit
von der Erde wegrücken würde, dass sie ebenfalls nur ein funkelnder
Stern am Nachthimmel wäre, wie weit müsse sie dann entfernt sein? In
seinem kindlichen Geist stellte er sich die Entfernungen nach New Jersey
und Manhattan vor und überlegte, ob dies wohl der gesuchten Entfernung
entsprach. Ganz offensichtlich war der Kosmos größer, als er es sich
vorstellen konnte.
Als er las,
dass die Erde ein Planet ist, der sich zusammen mit anderen Planeten um
die Sonne bewegt, fragte er sich, ob die fernen Sterne womöglich auch
Planeten haben, von denen sie umkreist werden. Gab es dort vielleicht
auch Planeten wie die Erde? Vielleicht sogar andere Leute? Diese Fragen
ließen ihn niemals wieder los, und sein ganzes Leben lang befasste er
sich mit ihnen.
Carl Sagans Laufbahn
als Wissenschaftler war reich an Erfolgen, kaum zu zählen seine Preise
und Auszeichnungen, doch zwei der Dinge, die ihm am meisten am Herzen
lagen, konnte er nicht erreichen. Dies war zum einen die Menschheit dazu
zu bewegen, vernünftig mit der Umwelt und ihrer eigenen Spezies
umzugehen, und zum anderen die Beantwortung der Frage, ob es Leben auf
dem Mars oder anderswo im Kosmos gibt. Letztere Frage wurde bezeichnend
für sein Schaffen. In jedem seiner Bücher behandelt er sie. Zusammen mit
Frank Drake entwickelte Carl Sagan an der Cornell-Universität die so
genannte Green-Bank-Formel, die eine Wahrscheinlichkeitsrechnung für die
Häufigkeit hoch entwickelter technischer Zivilisationen in unserer
Galaxis darstellt.
Die
Wissenschaft hat Carl Sagan vieles zu verdanken. Seine Forschung hat
unser Wissen über den Treibhauseffekt auf der Venus und über die
Atmosphäre und die Oberfläche des Mars vergrößert. Auch zum Verständnis
der Atmosphäre des Saturnmonds Titan hat er beigetragen. Unter seiner
maßgeblichen Mitwirkung wurden die berühmten und äußerst erfolgreichen Missionen der
Raumsonden Mariner 2, Mariner 9, Viking 1, Viking 2, Voyager 1, Voyager
2 und Galileo entworfen und geleitet.
Ich empfinde
tiefe Bewunderung für Dr. Carl Sagan. Außerdem wünsche ich mir, dass die
gesamte Menschheit endlich begreift, worüber er sich Sorgen gemacht hat,
nämlich über die Zukunft der menschlichen Spezies und der Erde. Ich
begann diesen Artikel mit dem ersten Satz des ersten Kapitels aus „Unser
Kosmos“, und ich beschließe ihn mit den letzten Sätzen aus dem letzten
Kapitel: „So kann unsere Loyalität nur der Menschheit und unserem
Planeten gelten: Wir treten für die Erde ein. Unsere Pflicht heißt
überleben – nicht nur unseretwegen, sondern auch um des riesigen,
uralten Kosmos willen, aus dem wir hervorgegangen sind.“
Hoffen wir, dass
diese Botschaft irgendwann im Bewusstsein aller Menschen ankommt. |