Die frühen Jahre vor
1983
Fast
jeder, der einer besonderen Leidenschaft nachgeht, fand sich bereits in früher
Kindheit von diesem Eifer erfasst. Woher es kommt, warum es einen erwischt,
bleibt unbeantwortet. Sie ist einfach da, diese ungeheure Faszination, wenn
man abends zum ersten Mal miterlebt, wie hinter einem der riesige Vollmond
aufgeht, und man sich immer wieder herumdreht, während die Mutter, deren Hand
man gerade hält, einen immer wieder mit der ungeduldigen Ermahnung, man solle
sich nicht so ziehen lassen, nach vorne orientiert, oder wenn man einen Teil
des Abends damit zubringt, zu beobachten, wie der Mond immer wieder zwischen
den schnell vorbeiziehenden Regenwolken auftaucht. Eine ausführliche
Geschichtsschreibung meiner frühen Jahre als Himmelsforscher ist
hier verzeichnet.
Das erste Beobachtungsgerät
1983–1988
Oft kopiert und nachgebaut,
aber nie erreicht. Gerade in den letzten Jahren ist das Ansehen dieses
Modells, das mein erstes Beobachtungsinstrument war, durch minderwertige
Plastik-Kopien, die man in Bau- und Billigsupermärkten sowie in Kaffeeläden
zum Ramschpreis erwerben kann, stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Gewiss, schon in den Achtzigern wusste niemand mehr, wer dieses Teleskop
erfunden hatte, denn es gab es in verschiedenen Farben mit Aufklebern von
BOB-Optik, Bresser, Eschenbach-Optik und Tasco, und es gehörte zum
Standardsortiment eines jeden Versandhauskatalogs, doch zumindest wurde es
damals noch in hoher Qualität hergestellt, hier übrigens in der Version von
Eschenbach-Optik als Modell „Galaxis 2004“. Nicht nur, dass sämtliche Teile
aus Metall bestanden, das Gerät kam auch mit einem recht stabilen
Hartholzstativ und einer Azimut-Feineinstellung daher. Die Optik war ebenfalls
überzeugend, und so konnte ein junger Enthusiast reichlich Spaß und Erfolg mit
umfangreichen Himmelsbeobachtungen haben. Heutzutage vergrault dieser
Teleskoptyp zumeist frühzeitig eine Unzahl junger Freizeitastronomen, weil er
einfach nicht mehr in akzeptabler Qualität erhältlich ist.
Die teleskopische
Explosion 1988–2001
Achtzehn werden und keinen
Führerschein haben? Das geht nun wirklich nicht. Doch der Führerschein ist
teuer, da muss Geld her. Ich hätte es nicht tun sollen, doch 1987 vertickte
ich mein Teleskop und sah es niemals wieder. Es ging ein halbes Jahr lang gut,
da fiel mir ein Prospekt mit den schwarzen, verbresserten Vixens in die Hände,
und das entbehrungsreiche Geldsparen begann aufs Neue. Im
Lauf der Jahre entstand ein erster multipler Röhrenpark.
Seinerzeit erkannte ich die
Nachteile eines äußerlich schwarzen Tubus und ergriff entsprechende
Gegenmaßnahmen. Gleichzeitig entwickelte ich die heute von mir so
leidenschaftlich propagierte Anwendung der Taukappe an Newtons. So sah der
150-mm-Bresser-Taurus recht ungewöhnlich aus. Anders der
90-mm-Vixen-Refraktor, der keiner Veränderung bedurfte. Der 250-mm-GAT-Dobson
schließlich war der erste Ausflug in die Welt jenseits der 8-Zoll-Grenze.
Einer der Vorteile
des 30-seins ist der Umstand, dass man sich die Objekte seiner Träume
nun viel leichter leisten kann als zu Jugendzeiten, insbesondere dann,
wenn die Globalisierung einem entgegenkommt und die Chinesen ihre
gezogenen Modelle auf den internationalen Markt werfen. Der
120-mm-Helios-Refraktor markierte den Beginn meines Ausflugs in die
Online-Welt der Freizeitastronomen. Der 200-mm-GSO-Newton „Jocelyn Bell“
erlangte Weltruhm, und den 114er „VW-Käfer“ von Vixen musste ich einfach
haben, weil ich ihn mir als Junge nicht leisten konnte. Der
102-mm-Skywatcher-FH war mein Reiseteleskop, das mir im Schwarzwald auf
1000 m Höhe mit einem UHC-Filter den Nordamerikanebel visuell zeigte.
Der
Bau der Sternwarte im Jahr 2001–2002
Nach
einem fast 20 Jahre dauerndem Wunschtraum konkretisieren sich die Pläne zum
Bau einer eigenen Sternwarte im Winter 2000/2001. Die Idee eines zweiteiligen
Häuschens mit Observationsraum und Abstellraum steht von Anfang an fest. Die
westliche Grundstücksgrenze verläuft exakt in Nord-Süd-Richtung, somit wird
die Dachöffnung der Sternwarte optimal positioniert sein. Besonders viel
Hirnschmalz floss in die Planung der zentralen Standsäule, die einerseits dem
Teleskop einen Blick bis nahe an den Südhorizont ermöglichen sollte,
anderseits das Gerät aber so tief im Raum halten sollte, dass der Beobachter
möglichst immer vor direkter Beleuchtung von den umliegenden Häusern und
Straßenlaternen geschützt ist. Eine Lage in der Ortschaft hat eben ihre
Nachteile, doch zumindest waren die meisten davon von Beginn an klar.
Im
Frühling 2001 ging es los. Das alte, marode Gartenhäuschen wurde
umgeschmissen, doch seine vier Eckfundamente sollten weiterhin als Gründung für
das neue Haus dienen. Da das neue Haus aber etwa einen Meter breiter werden
sollte als das alte, ließ ich die Giebelwände rechts vermittelst einer
Fachwerkkonstruktion über die Einzelfundamente hinausragen. Gut, wenn man
selbst Bauingenieur ist – die Axt im Hause erspart bekanntlich den
Zimmermann.
Die
Standsäule, die Türen und die Dachtorflügel zimmerte ich selbst im Keller
zurecht. Sie wurden dann einzeln nach draußen getragen und eingebaut.
Passgenau, versteht sich, doch war ich selbst erstaunt darüber, wie viele
Schreinergene ich von meinen beiden Großvätern mitbekommen habe. Wie man
sieht, konnte auch das Instrumentarium wie geplant eingebaut werden. Am
13.04.2002 empfing die Carl-Sagan-Sternwarte zum ersten Mal Sternenlicht, und
am 25. Mai 2002, nach dem ATT, wurde sie von den ALBiREOs standesgemäß
eingeweiht.
Ein
paar Worte zu Einbruch und Vandalismus, zwei Dinge, mit denen
sich nicht nur Sternfreunde mit Spechtelhütten befassen müssen: In die
Planung meiner Sternwarte ließ ich nämlich auch Sicherheitsfragen mit
einfließen. Heraus kam eine kleine Festung, deren Idee ich gerne mit anderen
Sternfreunden teile. Wände:
Sie bestehen aus einer Fachwerkkonstruktion, die auf der Innenseite mit 2 cm
starken DWD-Platten beplankt ist. In die Balkenzwischenräume sind Reste von
schweren Betonstahlmatten eingelassen, die jede Motorsäge zerstören würden.
Die äußere Verkleidung schließlich besteht aus massiven
Holz-Nut-und-Federbrettern. Türen:
Sie sind ebenfalls aus Massivholz gezimmert, und zwar als Stieltüren mit
Füllungen aus Hartholzplatten. Ein Profilzylinderschloss mit bündigem
Türschild rundet die Sache ab und lässt die Sternwarte auch gleich mit in
die Hausratversicherung eingehen. Von außen gibt es auch keine Klinke,
sondern nur einen mit dem Türschild, das von innen verschraubt ist, eine
Einheit bildenden Türknauf. Dachöffnung:
Die Torflügelkonstruktion besteht, wie auch die umgebenden Dachflächen, aus
Massivholzsparren und sind außenseitig aus mehreren Schichten aufgebaut: Eine
Lage aus Nut-und-Federbrettern, eine Lage Hartholzplatten, darüber
Bitumenpappe und Pappschindeln. Die Torflügel selbst sind mit sechs
Schließriegeln aus Stahl gesichert, die durch eine Verfalzung der Konstruktion
von außen mit keiner Zange zu erreichen sind.
Auf der Suche nach der perfekten Ausrüstung 2002–2009
Eines ist ganz klar:
Das neue Spechtelhaus ist trotz mehrerer Gegenversuche keine
Newton-freundliche Sternwarte. Um optimal vor Streulicht geschützt zu
sein und gefährliche Kraxeleien auf der Ausrüstung zu vermeiden, kommen
nur Refraktoren und Reflektoren mit rückwärtigem Einblick in Frage. Dies
ist bedingt durch die nur oben offene Bauweise mit der hohen Säule.
Diese Geräte taten bisher Dienst:
Die Celestron-Version
der 150-mm-Frühlingsrolle bekam ein gelbes Äußeres. Der neue
GSO-Achtzöller war optisch hervorragend, doch leider ein Newton, der
erkraxelt werden musste. Danach folgte die TS-Version des 150er
Fraunhofers, der eine Zeit lang gute Dienste auf der schweren
OTE-Montierung leistete. Das neue 102er-Reiseröhrchen saß zum Spaß
einmal auf der GP-DX. Die Montierungen deutscher Bauart hatten alle
dasselbe Problem: Sie ließen die Teleskope immer wieder an der Säule
anschlagen, besonders ab dem Zeitpunkt, da der obere Säulenbereich aus
Stabilitätsgründen verbreitert wurde.
Deshalb wurde im
Sommer 2009 ein völlig anderes Gerät als Hauptinstrument in der
Sternwarte installiert – ein gabelmontiertes C11. Ansonsten befinden
sich heute vornehmlich Selbstbauten im Einsatz.
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